Johannes Müller, der Radikale

Seiner Partei droht weiterer Bedeutungsverlust. Scharenweise wenden sich die
Wähler von der NPD in Sachsen ab. Zur Landtagswahl 2014 scheiterte die Partei mit
4,9 Prozent knapp am Wiedereinzug ins Parlament, zur Bundestagswahl 2017 waren
es sachsenweit nur noch 1,1 Prozent der Stimmen, zur Europawahl 2019 waren es
noch 0,8 Prozent. Nach der Kommunalwahl im Mai dieses Jahres verschwand die
rechtsextreme Partei aus dem Kreistag fast völlig. Stellte die Partei bis dahin noch
fünf Kreisräte, ist es jetzt mit Johannes Müller nur noch einer. Der promovierte
Sebnitzer Arzt mit eigener Hausarztpraxis geht nun einen anderen Weg. Er hat nach
eigenen Angaben die Partei verlassen und kandidiert als Einzelbewerber im
Wahlkreis 51 (Sächsische Schweiz) um ein Direktmandat für den Landtag. Auch in
den Stadtrat von Sebnitz kandidierte er im Mai nicht mehr für die NPD, sondern für
„Wir für hier – Die Heimatliste“ und holte das einzige Mandat für die Liste. Ganz
offensichtlich hat es eine Wählerwanderung hin zur Alternative für Deutschland
gegeben. Radikale Wähler sehen sich bei fremdenfeindlichen und rechtsextremen
Positionen offenbar von der AfD genauso vertreten. Das Abschneiden Müllers bei der
Landtagswahl wird zeigen, ob es mit bekannten Personen gelingen kann, die
Wählerwanderung in andere Richtungen zu lenken.
Johannes Müller ist Jahrgang 1969, war bis 1992 mehrere Jahre CDU-Mitglied und
trat 1998 in die NPD ein. Von 2004 bis 2014 war er Landtagsabgeordneter, zuletzt
kommissarisch Vorsitzender der NPD-Fraktion und kandidierte sogar als
Ministerpräsident.